Das Auenland der Lippe: Kein fiktiver Ort, sondern Natur pur am Rande von Lippstadt
Seit dem Jahr 2003 wurden an der Lippe in Lippstadt zahlreiche Renaturierungsmaßnahmen durchgeführt und umgesetzt. Das Resultat: In unmittelbarer Nähe zu Wohnsiedlungen, Gewerbegebieten und Kulturdenkmälern gibt es eine eindrucksvolle Flusslandschaft zu bestaunen.
Am Parkplatz „Am Jahnplatz“ in der Bückeburger Straße in Lippstadt starten wir unsere Tour. Gegenüber dem Eingang zum Parkplatz führt uns der „Auenland“-Radweg vorbei an einem Kanueinstieg und entlang des Flusses. Beim Blick über den Fluss setzt sofort das Erholungsgefühl ein. Der Blick fällt auf ein breites, klares und seichtes Gewässer mit kleinen natürlich geformten begrünten Inseln. Eine Schwanenfamilie schwimmt uns entgegen – Kormorane machen es sich auf einem Baum gemütlich. Ein Idyll nahe der Stadt. Nichts lässt erahnen, dass hier noch bis Mitte der 90er Jahre der Fluss durch Uferbefestigungen in ein starres Korsett gezwängt war und nur 1/3 seiner heutigen Breite hatte. So sollte das Wasser möglichst schnell abgeführt werden, um die Flächen zu beiden Seiten des Flusses z. B. als Ackerland besser nutzen zu können. Doch dies ließ nicht nur Flora und Fauna immer stärker schwinden, sondern brachte auch Hochwasserprobleme mit sich.
Eines der artenreichsten Fließgewässer in NRW
Renaturierte Auen sind da Win-win-Situationen – natürlicher Hochwasserschutz und wertvoll für den Artenreichtum. Die Renaturierung der Lippe und ihrer Aue hat sie mittlerweile zu einem der artenreichsten Fließgewässer in NRW werden lassen. Das nun breite und flache Flussbett lässt wieder Licht auf den Grund des Flusses fallen, sodass wir vom Ufer aus die vielen Pflanzenarten sehen können, die sich nun hier angesiedelt haben. Die wilden Uferböschungen bieten dem anspruchsvollen Eisvogel wieder eine Heimat – wenn man das Glück hat und schnell ist, sieht man ihn. Die Natur darf hier an der Lippe wieder ihren eigenen Weg gehen. Umgefallene Bäume und abgebrochene Äste werden liegen gelassen. Sie bieten Futter für Wirbellose und geschützte Stellen für Fische.
Die Natur darf wieder ihren eigenen Weg gehen
Nach ca. 1,4 km Wegstrecke biegen wir rechts ab und wandern vom Fluss weg am Rand der Aue entlang. Die Aue ist der Bereich, der bei Hochwasser periodisch überschwemmt wird. Nach dem Abfluss des Hochwassers bleiben hier Stillgewässer und feuchte Senken über, die zahlreichen Pflanzen- und Tierarten Lebensräume bieten. Rund 70 Brutvogelarten haben hier eine Heimat gefunden. Nach 250 m biegen wir an der T‑Kreuzung rechts ab. Kurz danach biegen wir an der Weggabelung erneut rechts ein, in einen kleinen Weg. Wir wandern nun am Randgraben entlang, der am Rande der Aue entlangführt. Dies ist der nasseste Teil der Aue.
Ein Idyll nahe der Stadt
Unter einem grünen Blätterdach folgen wir dem Weg und nehmen dabei ein paar Biegungen mit. Unterwegs kommen uns einige Jogger entgegen, die freundlich grüßen. Nach anfänglicher Skepsis sind die Lippstädter sehr stolz auf das „wilde“ Erholungsgebiet in ihrer Mitte. Unser Weg führt uns nach 900 m zu einem Wendehammer, an dem wir den ersten Weg rechts wählen. Nach 230 m gehen wir links weiter unter der Umgehungsbrücke durch und dann rechts hinein in einen kleinen Park. Hier kann man die Wanderung mit Kindern an einem schönen Spielplatz ausklingen lassen. Gehen wir den Weg weiter, führt er uns wieder zum Parkplatz und zu unserem Ausgangspunkt zurück. Einen schönen Abschluss findet die Wanderung auch in einem der zahlreichen Cafés und Restaurants in Lippstadt – denn bis zur schönen Lippstädter Innenstadt sind es nur ein paar Gehminuten.
Profil
Region Lippstadt, Kreis Soest
Länge 3,3 km
Besonderer Hinweis Das renaturierte Auenland entlang der Lippe lädt neben dem Wandern besonders zum Radfahren ein. Größere Strecken kann man wunderbar mit dem Fahrrad über den „Auenland“-Radweg erkunden. Da dieser asphaltiert ist, kann der gesamte Weg auch mit einem Rollstuhl befahren werden.
Webtipp www.naturerlebnis-auenland.de
Google-Maps Startpunkt der Wanderung
Natur-Highlights
Wo sich Störche und Rinder gute Nacht sagen: Die vorgeschlagene Wanderung kann nach Belieben nach Westen entlang der Lippe verlängert werden. Diverse Aussichtspunkte laden zum Verweilen ein und geben die Möglichkeit, sich von den Entwicklungen der Renaturierungsmaßnahmen und vom vielfältigen Lebensraum der Lippeaue zu überzeugen. Hier lohnt es, sich ein Fernglas dabeizuhaben. Am Aussichtspunkt „Pastorat“ kann man einen der vielen Weißstorchenhorste in der Region sehen – und mit etwas Glück auch das entsprechende Brutpaar. 2007 gab es die Rückkehr der Weißstörche, nachdem sie 1994 das letzte Mal in diesem Gebiet gesehen wurden. Aktuell gibt es 12 Brutpaare im Kreis Soest – ein voller Erfolg. Am Aussichtspunkt „Anglerweg“ kann man Konikpferde und Taurusrinder beobachten. Auch der Biber ist wieder in das Gebiet zurückgekehrt.